Die erste Generalprobe
Vor kurzem endete die erste Generalprobe. Das Moderatorentrio zeigte sich gut gelaunt. Hatten viele noch vor dem Contest gedacht, Stefan Raab wuerde sich auf die Rolle des Spassvogels im Greenroom reduzieren lassen, so sah man sich getaeuscht. Gleichberechtigt fuehrten die drei Moderatoren durch die Sendung, mit mehr oder weniger witzigen Sketchen und Einlagen, die wir hier natuerlich nicht vorwegnehmen wollen. Auch die heute gezeigten Vorfilme zeigen jeweils aus dem Teilnehmerland kommende Familien, Paerchen, Kinder in einer deutschen Stadt bei einer Alltagstaetigkeit. Es wird deutlich, dass die Macher des ersten Semifinales eine heitere, lockere Show produzieren wollten, die auf Pomp und steife Rituale verzichtet und stattdessen auch vor allem hinsichtlich der franzoesischen Sprachelemente mit Augenzwinkern verstanden werden soll. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Wie das Ausland darauf reagieren wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls waren die meisten positiv ueberrascht. Auch scheinen die drei Moderatoren gut zu harmonieren.
Zur Probe selber: Enttaeuschend verlief der Auftritt der Polen, denn hier traf die Saengerin, der nach heftiger Kritik gestern eilig Marcin Mrozinski, der polnische Vertreter des Jahres 2010, ein neues Buehnkleid aus Polen mitgebracht hatte, eine Vielzahl der Toene nicht. Ueberhaupt schien die Probe unter dem Stern der schwachen Nerven zu stehen, denn auch Stella aus Norwegen hatte zwei kleine Aussetzer. Wie bereits berichtet, schreit Aurela aus Albanien sich engagiert die Seele aus dem Leib, waehrend der geneigte Zuseher sich verdutzt die Auge reiben wird, wenn Emmy aus Armenien sich in ihrem Nikolausgewand aus einem Plastikstrandsessel bewegt und die lyrischen Textzeilen "Boom, boom, chaka, chaka" intoniert. Die technischen Probleme der Proben waren bei der tuerkischen Delegation ueberwunden und alle Hilfsmittel und Utensilien funktionierten. Im direkten Vergleich mit den Konkurrenten machte Nina aus Serbien einen glaenzenden Eindruck, denn sie singt ein Lied, das zwar schon vor 30 Jahren eurovisionstauglich gewesen waere, strahlt aber und verbreitet gute Laune. Eben diese nahm Anna aus der Schweiz auf und legte einen makellosen Auftritt hin. Der Buehnenhintergrund zerstoert aber etwas den harmonischen Auftritt und entzaubert den Charme des Beitrages. Jedoch schadet das nichts, denn Anna konterkariert geschickt mit ihrem einfachen Lied und ihrer tollen Stimme den technischen Aufwand des russischen Teams. Die verschobenen Waende, Glitzerschuhchen, perfekten Tanzschritte, aber das unaufregende Lied der Russen werden so von Anna glatt an die Wand gesungen. Dieser Eindruck ueberdauert auch noch den lauten, massiven Auftritt des georgischen Teams, so dass viele sich freuten, dass der smarte, mit der Kamera immer mehr flirtende Finne eben wieder ein echtes Lied singt, ein Paradies fuer die zuvor strapazierten Ohren. Malta machte seine Sache gut, es stimmte alles, ebenso bei San Marino - das Team lieferte einen runden Auftritt ab. Daria aus Kroatien und ihr Kleiderwechsel, das ist hoechst fragwuerdig. Vor allem das zweite und dritte Kleid kann bestenfalls als glitzerndes Umstandsmodenkleid bezeichnet werden und die in Wirklichkeit so attraktive Daria wird in schlechtes Licht gerueckt. Da hilft auch der ungeschickt inszenierte Gang auf dem Catwalk nicht weiter. Grosse Aufregung herschte im islaendischen Team, da die Techniker vergassen, einen Hocker auf die Buehne zu bringen, so dass diese Panne offensichtlich sich auf die Stimmen des Jungs schlug, denn irgendwie wollte alles so richtig nicht zusammenpassen und die Jungs lieferten wohl den bislang schlechtesten Auftritt der gesamten Probenwoche. Ungarn kaempft. Kati legte endlich richtig los und sang, was das Zeug hielt, allerdings ist die choreographische Umsetzung und die Kamerafuehrung wenig ueberzeugend, so dass dann auch alle stimmlichen Wackler fuer skeptische Blicke der Zuseher sorgten. Wer weiss, vielleicht schaffen die so unterschaetzten Portugiesen den Finaleinzug, denn der ungewoehnliche Beitag entwickelt immer mehr Charme und kann zu der Ueberraschung des ersten Semifinales werden. Leider konnte die litauische Interpretin auch ihre Nervositaet nicht ablegen, denn eine Ballade mit schraegen Toenen kann schnell zum Verhaengnis werden. Aber auch das aserbaidschanische Duo flatterte und wirkte noch gehemmt. Ganz im Gegensatz zu den Griechen, die routiniert und unbeeindruckt von den Nervenschwaechen der anderen ihren Beitrag praesentierten.
Es wird spannend werden, mal sehen, ob die weiteren Generalproben weitere Erleuchtung bringen werden.
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